Erinnerungskultur bei L&T

Kultur, Geschichte und Erinnerung sind für jede Gesellschaft unverzichtbar. Für ein Handelsunternehmen, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1910 reichen und das in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts von dramatischen Veränderungen geprägt wurde, gilt dies in besonderem Maße. Auf dieser Seite möchten wir Sie über die Geschichte von L&T informieren.

Die Seite ist im Aufbau und wird bald weitere Informationen zum Thema Erinnerungskultur für Sie bereithalten.

                                                                                                             

Luftaufnahme 1915 L&T Osnabrück
Luftaufnahme der Osnabrücker Innenstadt aus einem Zeppelin 1915

Die Entstehungsgeschichte

1910 gründeten Max Katz, Ludwig Stern und Gustav Falk in Osnabrück das Kaufhaus Alsberg & Co. Während der NS-Diktatur wurden die jüdischen Unternehmer nach schweren und anhaltenden Boykottmaßnahmen im Zuge der „Arisierung“ 1935 zum Verkauf gezwungen. Davon profitierten Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann, die zunächst das Warenlager, später auch die Grundstücke zu sehr günstigen Konditionen kauften. Ab November 1935 führten sie das Geschäft als Konfektionshaus Lengermann + Trieschmann. Beim ersten Bombenangriff auf Osnabrück im Juni 1942 wurde das Gebäude komplett zerstört. Der Verkauf lief anschließend in kleinen Verkaufslokalen über die Stadt verteilt weiter. 1951 begann der Neubau. Nach dem Krieg leisteten die beiden neuen Inhaber 1949 auf Grundlage des Rückerstattungsgesetzes eine Restitutionszahlung an die jüdischen Vorbesitzer – für das Geschäft an sich und an die ehemaligen Grundstückseigentümer. Eine Zahlung, die dem Unrecht, das damals geschehen ist, kaum angemessen ist.

Erinnerungskultur Infotafel im Modehaus EG
Informationstafel im Modehaus Erdgeschoss

Beginn der Aufarbeitung

Mark Rauschen, Geschäftsführer und Urenkel von Alfred Trieschmann, ist sich der Verantwortung, die eine solche Unternehmensgeschichte mit sich bringt, bewusst und hat 2010 ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben, das die „Arisierung“ der Firma Alsberg & Co. und damit die Vergangenheit von L&T aufgearbeitet hat. Mark Rauschen betont: „Unabhängig von der historischen Faktenlage geht es um die Verpflichtung zur Erinnerung, die uns allen obliegt. Als Nachfolger derjenigen, die von einem Unrechtssystem profitiert haben, ist diese Verpflichtung unverhandelbar.“

Seit 2010, nach einem Geschäftsführerwechsel, setzt sich L&T intensiv mit seiner Geschichte auseinander. Eine Gedenktafel im Erdgeschoss des Hauses erinnert an die ehemaligen jüdischen Eigentümer. Neue Mitarbeiter*innen erhalten im Rahmen ihrer Einarbeitung Informationen über die jüdische Vergangenheit des Unternehmens. Auch entsprechende Projekte zur Erinnerungskultur und zum Miteinander von Juden und Christen wurden immer wieder gefördert. Jedoch wurde selten in der Öffentlichkeit über die Vergangenheit oder auch Förderungen gesprochen.

Schülerprojekt: Mahnmal 'Lea Levy' beim OSC
Schülerprojekt: Mahnmal 'Lea Levy' beim OSC

Ein unverzeihlicher Fehler

2021 stand das Unternehmen L&T in der öffentlichen Kritik. Schülerinnen und Schüler hatten L&T um eine Förderung für ein Schulprojekt gebeten. Sie wollten ein Mahnmal errichten für während der Nazi-Zeit aus dem Osnabrücker Turnverein ausgeschlossene jüdische Sportlerinnen und Sportler. Hier passierte uns ein Fehler, der nicht die grundsätzliche Haltung von L&T zu diesem Thema widerspiegelt. Dieser Fehler, die Absage der Förderung, ist während der Corona-Pandemie geschehen und hätte nicht passieren dürfen. Er beschämt uns. Was damals passiert ist, können Sie hier nachlesen. Da das Mahnmal seit der Errichtung leider beschädigt wurde, haben wir gerne die Kosten für die Reparatur übernommen.

Konsequenzen

L&T nimmt den Vorfall und die Kritik zum Anlass, deutlicher über seine Vergangenheit zu sprechen, sie noch sichtbarer zu machen und die Erinnerung in Projekten lebendig zu halten. Wir wollen aktiv sein, wenn es darum geht, jüdisches Leben in Osnabrück und Deutschland zu fördern. Wir wollen Verantwortung übernehmen für eine Erinnerungskultur, die für unser Selbstverständnis in einer aufgeklärten und freiheitlichen Gesellschaft unverzichtbar ist.

Die Vergangenheit können wir nicht mehr verändern. Was wir aber verändern können, ist die Zukunft. Wir verstehen es darum als unsere Aufgabe, gemeinsam mit anderen an den Holocaust zu erinnern und gegen Antisemitismus und für ein „Nie wieder!“ in unserer Gesellschaft einzutreten.

 

Neben diesen ersten Informationen zum Thema Erinnerungskultur stellen wir Ihnen das „Gutachten zur Arisierung“ zur Verfügung, das zurzeit erneut aktualisiert wird. Weitere Informationen und auch konkrete Projekte sind in Vorbereitung und werden folgen.

 

Wenn Sie Fragen zum Thema Erinnerungskultur und der Geschichte von L&T haben, wenden Sie sich gerne an uns über die folgende E-Mail-Adresse: [email protected]